Indien (Teil 2 von 12)
Indien. So viel Exotisierendes habe ich über dieses Land gehört, nur gefunden habe ich es noch nicht. Das mag daran liegen, dass ich im Studium schon so viel darüber gelesen und so viele Filme, Bilder und andere Medien darüber kenne. Jetzt ersetze ich diese Vorlagen durch meine eigenen Erfahrungen.
Doch fange ich lieber am Anfang der Reise an. Diese begann Montag in Frankfurt mit dem Betreten eines Emirates Fliegers. Das ist wirklich eine multikulti Truppe an Bord. Ich denke nicht, dass da jemand mit dem einem Geburtsland in den Emiraten arbeitete. Meist kamen sie aus Ostasien oder es waren Malaien. Auch in Dubai am Flughafen. Das männliche Personal im unteren Service bestand nahezu nur aus Südasiaten, also Bangladeschi, Indern und Pakistani. Die Frauen waren meist wieder Südasiatinnen die ich nicht unbedingt Ländern zuordnen konnte. Das ein kleines Land wie Dubai eine Airline wie Emirates nicht mit Mitarbeitern versorgen kann liegt auf der Hand. Nach der Landung auf dem Flughafen ist der Flieger bestimmt noch 15 Minuten an Emirates Fliegern vorbei gefahren. Später auf dem Weg mit dem Bus vom Rollfeld in den Terminal das gleiche. Emirates hat wohl zu viele Flugzeuge eingekauft und kann nun diese nicht alle einsetzen. Aber das Essen ist prima an Bord! Im ersten Flugzeug gab es sogar einen Medienserver, mehrere 100 Filme, Spiele und TV Serien zum Anschauen am Platz. Ich hab mir dann den neusten Shrek angeschaut. Tolle Sache das. Das Terminal war riesen groß, hatte bestimmt fünf Ebenen und wahr Kilometer lang. Frankfurt kam mir richtig klein vor dagegen.
Im Flieger von Dubai nach Delhi kam der Copilot aus Österreich, der Navigator aus Italien und den Piloten hatte ich nicht verstanden. Für die Commonwealth Games hat Delhi einen nagelneuen Terminal eingerichtet. Der sieht auch gut gemeint aus. Innen alles mit Teppich verkleidet, weitläufig, es riecht nach einer Mischung von Schweißen und Flexen, Teppichkleber und Desinfektionsmitteln. Im Innern gießen drei Leute die Pflanzen: Einer gießt, einer schaut zu und einer mit Schlips kommentiert das Ganze ohne Luft zu holen. Dann der große Schocker! Unser Stativ, welches 1,5 Meter lang und sehr schwer ist fehlt. Es kam nicht aus der Gepäckausgabe. Frank ist der Panik nahe. Doch nur eine Stunde später ist die Tasche gefunden und wir gehen zum Taxistand. Dort holen wir uns ein Prepayed Taxi. Jawohl! Denn in der Vergangenheit sind wohl die Taxifahrer auf die aus dem Flughafen strömenden Touris eingefallen und haben sie in ihre Taxis zerren wollen. Gelegentlich sind auch Touris verschwunden. Nun regelt die Polizei das Ganze. Mit dem Prepayed Schein geht man zu dem Polizisten, und der reicht den Schein an den Taxifahrer vorne in der Schlange weiter. Für 370 Rupies, das sind etwa 6 Euro, fahren wir 40 Minuten durch den Moloch Delhi. Unser Taxi ist ein Suzuki Bus mit nachgerüstetem Gasantrieb. Im Auto riecht es stets nach Gas. Mein inneres Selbst möchte Frank am Rauchen hindern. Als die Kippe brennt und das Auto noch nicht explodierte, kann ich dann wieder entspannen. Blinker brauchen die Leute nicht, sie haben ja Hupen. Wo es drei Spuren gibt fährt man auf derer vier. Die Motorrad- und Mofafahrer quetschen sich durch wo es geht. Das ganze ähnelt mehr einem riesigen Schwanzvergleich als einem gemeinsamen Zweck des Vorankommens.
Hupen, bedrängen, nötigen, quetschen. So geht das hier. Fahrradrikschafahrer behindern den Verkehr. Selten eine unverbeulte Motorikscha, besonders rechts hinten… und gelegentlich steht hier eine Kuh, liegt gemütlich auf einer Verkehrsinsel oder läuft auf einer Straße spazieren. Ich bin zwar erst vor kurzem angekommen, aber irgendwie erinnert das ganze mich an Italien, nur ohne Kühe.
Wir sind hier privat untergebracht. Eine Frau die sich für einen NGO Engagiert hat uns in Ihrem Haus untergebracht. Für Indische Verhältnisse ist das auf jeden Fall obere Mittelschicht. Es gibt sogar eine Osmose Filteranlage im Haus, die das oft kontaminierte Trinkwasser aufbereitet. Die Räume sind klimatisiert und das Haus hat eine „Mate“, die kocht und putzt. Interessanter Weise ist die Mate verheiratet. Und zwar mit einem Mann, der vom Dorf kommt um hier in Delhi zu arbeiten, um seine Familie zu versorgen. Ja, der Mann hat zwei Frauen, obwohl er kein Muslim ist. Das ist weder religiös, noch mit dem Gesetz vereinbar, aber es scheint nicht unüblich zu sein, dass diese Village Dwellers ihre Einsamkeit in der Stadt um eine zweite Identität erweitern, da sie ihre Familien in den Dörfern selten mehr als einmal jährlich sehen. Diese wissen auch um seine zweite Frau, nur wahrnehmen will es keiner.
Ich wünsche Euch eine schöne Zeit!
Christoph