Indien (Teil 12 von 12) / Singapur (Teil 1 von 3)
Das Alte Delhi ist nochmals chaotischer als der Rest der Stadt. Hier wohnen und arbeiten die Handwerker. Ein Teil des Stadtteils ist wie ein riesiger Baumarkt. In einem Geschäft gibt es nur Türklinken, im Nächten nur Schloesser usw.. Wir haben Pech, denn Frank, ich und Steff waren an einem Montag da. Alle Sehenswürdigkeiten vor Ort waren geschlossen. Wir lassen uns von der Masse der Leute in Richtung Metro tragen. Es ist unglaublich wie viele Menschen sich hier tummeln. Die Gehsteige sind völlig überlastet, viele, auch wir, laufen auf der Straße an den Autos vorbei, bei denen Garnichts mehr geht.
Vor den 9 Ticketschaltern an der Metro erwarten uns 10 Meter lange Schlangen. Frank sucht nach einem Taxi – ohne Erfolg. Wir müssen wohl nach unten in den Höllenschlund. Wir kommen nach unten und es ist pures Chaos. Tausende von Leuten stehen am Bahnsteig. Steff geht schon mal zum Frauenbahnsteig, da ist nicht so viel los. Dann kommt die Bahn. Schon jetzt sehe ich, dass da eigentlich niemand mehr rein passt. Die Masse postiert sich vor den Türen. Sie öffnen sich, und Zeitgleich drücken beide Parteien wie bescheuert. Die die herauswollen haben die Panik im Gesicht stehen, die die rein wollen freuen sich zum Teil wie auf dem Jahrmarkt bei einer Attraktion. Von hinten wird gedrückt und geschoben obwohl da eigentlich kein Raum ist. Und da ist es passiert. Mein Geldbeutel ist weg. Dabei hatte ich ihn extra in meine Hosentasche getan. Fuer mich ist der Tag nun gelaufen, und das einen Tag vor der Abreise.
Nun vorne stehend haben Frank und ich bessere Chancen bei der nächsten Bahn. Der Druck von Hinten presst uns zu den anderen Sardinen. Vor der nächsten Haltestelle wächst die Unruhe bei den Bahngästen deutlich. Wer raus muss positioniert sich schon mal. Ich will nicht raus, komme aber vom Eingang nicht weg. Dann gehen die Türen auf und die Stampede presst mich raus. Ich halte mich an einer Stange fest, doch merke ich wie der Bügel meiner Tasche beginnt zu reißen. Da ich nicht auch noch meine Kamera verlieren möchte lasse ich los und klammere mich weiter Hinten an die Türe. Mache Inder quietschen vergnügt. Zum Glück bin ich nicht bewaffnet. Ich schaffe es irgendwie zurück, aber wirklich freuen kann ich mich nicht. Auch die Tasche ist ruiniert und den Rest des Tages laufe ich herum wie ein Mädchen. Es folgen 3,5 Stunden Wanderschaft zur Metropolizei. Die liegt im finstersten Eck. Praktisch unausgeleuchtet am Busbahnhof. Weil es wie immer keine öffentlichen Toiletten gibt, pinkeln die Leute dahin wo es passt. Dementsprechend riecht es auch. Der Polizeioffizier ist nett. Er wurde in Deutschland ausgebildet und zählt mir eine Reihe von Vornamen auf, ob ich die Leute kenne. Er bewundert die deutschen Verkehrsregeln, nur mit dem Material in Indien ist das nicht umsetzbar.
Am nächsten Morgen geht der Flieger nach Singapur. Hier ist alles anders. Sauber. Spießig – Toll! In der Metro schauen die Leute schon schief, wenn man mit Gepäck einsteigen will. Totales Kontrastprogramm. Essen in der Metro kostet 300 Euro, Rauchen 650. Die Baustellen hier sind eingezäunt, in Delhi in der Fußgängerzone fehlen oftmals die Gullideckel. Das ist der Unterschied zwischen einem autokratischen System und der größten funktionierenden Anarchie der Welt. Ich bin den ersten Tag hier und bin gespannt was mich erwartet.
Auf dann…