Bologna (Teil 8 von 20)
Hallo Leute,
Heute will ich Euch etwas vom Bolgna-Prozess erzàhlen. Wie die meissten von Euch wissen, ist das die Einfùhrung des Bachelor- und Mastersystems in D und in der EU.
Da ich hier in Bologna bin, also quasi im „Herz der Finsternis“ (nach drei Tagen Dauerregen aus Kùbeln schùttend empfinde ich schon so), mòchte ich dem Leser ein mògliches Bild skizzieren, welches bald in D Alltag sein kònnte.
Ich kann nur fùr die Bereiche Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte sprechen, die sind nàmlich alle unter einem Dach.
Eine freie Auswahl, wie wir sie noch kennen lernen durften, gibt es hier nicht. Je nach Studiengang, gibt es ein klar strukturiertes Kurrikulum, dass jeder absolvieren muss. Die Studiengànge haben Namen wie Soziologie, Internationale Beziehungen, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit usw.
Details gibt es hier:
http://www.spbo.unibo.it/spbo/Didattica/Lauree+triennali/default.htm
Die einzigen Wahlmòglichkeiten bestehen darin, in welchem Jahr manche der einzelnen Kurse besucht werden. Diese sind Mehrstùndig die Woche und alles im Vorlesungsformat mit Klausur(en) am Ende. Die Abschlussarbeit des Bachelors umfasst 30 Seiten. Da wird so Mancher vor Lachen sich am Frùhstùck verschlucken, aber Vorsicht. Die mùssen sich hier echt den Arsch aufreissen.
Es gibt wahnsinnig viele Wochenstunden (bis zu sechs h die Woche pro
Seminar) und die Prùfungszeit ist in den Semesterferien, die sind dann auch futsch. Wer sich dann durch die Klausuren gequàlt und seine Abschlussarbeit in Hànden hàlt, der hat nur einen Bachelor. Und bekanntermaßen ist der nun mal nix wert.
Daher wollen natùrlich die Meisten den Master machen. Da liegt die Krux.
Die Plàtze sind nàmlich limitiert und sind sau teuer, und von den kleineren Unis kommen nochmal Interessenten dazu. Also von den 300 Bewerbern fùr den Master in diesem Jahr, wurden nur 200 genommen.
Stellt Euch mal vor, nach der Zwischnprùfung dùrft ihr nach Hause gehen, weil Ihr im schlechtesten Drittel wahrt…
Und wo 3 Jahre drauf stehen, da sind auch mal vier und mehr drin. Meine Mitbewohnerin macht ihren Master und kommt trotzdem ins sechste Jahr. Also die Idee mit 3+1 (Batch+MA) ist so Zuverlàssig wie unsere Regelstudienzeiten.
Was das System besser kann, ist der Massenunibetrieb. Alles ist klar strukturiert und Partikularinteressen kònnen beliebig ignoriert werden. Wer ein Seminar nicht packt, muss unter Umstànden, wegen der Kompakten Vorlesungszeiten, ein Jahr dranhàngen (das gilt zumindest hier). Ich glaube nicht, dass in D die Seminarideologie abgeschafft werden wird, genauso wenig wie die Hausarbeiten. Nur werden die Wahl- und Spezialisierungsmòglichkeiten im Vorfeld, also nicht wàhrend des Studiums bestimmt.
Der Regen hier hat auch etwas Gutes, es sind keine Motorrinos unterwegs und man sieht endlich die Gesichter der Menschen. Es ist nàmlich gerade in Italien Mode, Sonnenbrillen im Format einer Taucherbrille zu tragen. Nahezu das komplette Gesicht wird dadurch abgedeckt. Bei Manchen weiss ich auch warum… Insgesamt gibt es hier deutlich mehr Brillentràger als in Deutschland. Zumindest ist das mein Eindruck. Vielleicht tragen sie die Teile aber nur, um die grossen Dolce und Gabana glitzer-Plaketten herumzutragen, die auch schon die Taucherbrillen ganzheitlich auszufùllen wussten.
And now something completely different:
Spiel-Theorie bei Professor Lambertini. Gezeigt wird das logische Verhalten in Wahl Situationen, auch genannt das Nash-Equilibrium (der Mathematiker aus dem Film „Beautiful Mind“). Das Beispiel trifft voll auf die italienische Mentalitàt zu. Es geht um Steuerbetrug. Die Gewinn- und Nutzenkalkulation eines Steuerbetrùgers… Ich muss lachen, sage aber niemanden warum. Ich fùrchte um mein Leben. Das Ergebnis dieser Analyse: es gibt kein Optimum.
Das Risiko erwischt zu werden und die Motivation der Steuerfahnder neutralisieren sich. Aber nur wenn alle Spieler voll informiert sind…
Am Ende noch ein wenig Schleichwerbung, aber es lohnt sich!
Daniel hat nàmlich eine Idee fùr freie Stunden ausgetùftelt. Zum schmòkern und mitmachen!
www.themenladen.de
Hier postet er auch meine Beitràge zur Deutsch-Italienischen Vòlkerverstàndigung, und diese freuen sich jetzt schon auf eure Anregungen, Ergànzungen und natùrlich Kritik. Keine Scheu, jeder darf mitmachen.
„Heute ist nicht Alle Tage, ich komm wieder, keine Frage“ (Bugs Bunny 1969b: S.367f)
In Italien nichts neues (Italien 17)
2005 BolognaBologna (Teil 17 von 20)
Hallo Leute
Nach fast vier Monaten Italien gibt es immer noch Details die mich echt umhauen. Zum Beispiel habe ich erfahren, dass es auf dem Piazza Verdi unter anderem deswegen so viel Gesox gibt, weil der Staat aus Geldnot alle Sozialstationen dicht gemacht hat. Deswegen hàngen sie seit etwa einem Jahr auf diesem Platz herum. Eine weitere Quelle dieser Heruntergekommenen Gestalten ist die Schliessung der Irrenanstalten in ganz Italien. Fùr mich erklàrt das vieles. Vor allem weiss ich jetzt, wer die ganzen Brillen kauft ;).
Das mit dem Gesundheitssystem ist eh so eine Sache. Andrea, ein Italiener mit dem ich immer Volleyball spiele, hat seit 3 Wochen ein Rùckenleiden und verspùhrt Schmerzen wenn er einatmet und kann eben nicht mehr spielen. Was der Arzt denn ihm gesagt hat will ich von ihm wissen. Oh, er gehe erst in zwei Wochen zum Arzt. Weil wenn er zu einem Arzt in einer Stadt geht, in der er nicht gemeldet ist, dann muss er die Behandlung selbst bezahlen. und das kostet ihn als Student mindestens 60 Euro, die er natùrlich nicht hat.
Deswegen wartet er lieber 2 Monate, um dann in den Semesterferien daheim zum Arzt zu gehen. Super Sache das.
bis in zwei Wochen, dann komme ich nàmlich endgùltig nach D zurùck
Vielen Dank noch an die vielen Umzugshelfer! Ihr wart spitze!
Christoph
Christoph und die Schockoladenfabrik (Italien 16)
2005 BolognaBologna (Teil 16 von 20)
Hallo Leute
In Bologna war dieses Wochenende echt die Hòlle los. Es gab nàmlich das Schokoladenfest. Da gab es àhnlich wie bei einer Messe hunderte einzelner Stànde die ihre Waren anboten, und die meissten haben dann noch kleine Leckerlies verteilt. Da war echt die Hòlle los. Mancherorts wurden die Schokoladentafeln, Schokocremes, Torrone, Schokoladenschnaps mit Peperoni verfeinert… und und und fòrmlich den Hàndlern aus den Hànden gerissen.
Es gibt in Italien auch noch andere Schokoladenfeste. In Perugia soll es eine Menschengrosse Schokostatue gegeben haben.
Ein echtes Schnorrerparadies also!
Spàter haben wir uns noch im Irish Pub getroffen. Ein kleiner dicklicher Italiener wollte zur Bar, genau da wo wir schon sassen. Ich fragte ihn, was er wolle und bestellte fùr ihn. Ob wir Deutsche sein – Ja – Er Grinst und sagt Heil Hitler und macht einen astreinen Fùhrergruss. Mit dem Rùcken meiner Hand mache ich ihm deutlich, dass er sich jetzt entfernen darf. Als er bemerkt, dass ausser ihm keiner das witzig findet, zeigt er seine moralische Flexibilitàt und fàngt an etwas ùber den Chè oder Mussolini zu faseln. Ich habe das Bild aus den 90ern im Kopf, bei dem ein Deutscher in Leipzig (irgendwo im Osten) glaube ich, in Turnhosen und einem Trikot der dt. Nationalelf einen Fùhrergruss mimt, eine Bierdose in der anderen Hand und einen ùbergrossen Urinfleck im Schrittbereich.
Das mit der Aufarbeitung der Vergangenheit scheint in Italien nicht allzu ernst genommen zu werden. Warum auch.
Christoph
Bestàndiges Treiben (Italien 15)
2005 BolognaBologna (Teil 15 von 20)
Hallo Leute
Samstag in der Stadt, das ist wie Kino, nur kostenlos. Ich gehe durch die Stadt und sehe links und rechts der Strasse eine ganze Menge schwarzer Strassenhàndler, die dir Sachen andrehen wollen, die keiner haben will.
Besonders dass fast alle Handtaschen anbieten macht mich stutzig. Angebot und nachfrage… Wenn zwanzig Hàndler in ein- und derselben Strasse die allergleichen Waren anbieten, verkaufen die dann auch was? Nur einer bietet Afrikanische Masken und Holzgiraffen an. Dafùr steht er 50 Meter weiter und redet mit einem der Handtaschenverkàufer.
Bei den Schwarzen Strassenhàndlern gibt es zwei Sorten: Die Penetranten und die Stationàren. Die Stationàren kennt ihr schon, die Penetranten sind in zwei Unterkategorien zu trennen. Den charismatischen, und den wirklich penetranten. Die charismatischen kommen làchelnd auf einen zu und erklàren dir erstmal, dass du sein allerbester Freund bist und wir uns seit Jahren kennen. Dann zeigt er mir ein paar Socken oder anderen Ramsch wie Feuerzeuge oder Bùcher, alles eben. Preise gibt es kein, was du denn zahlen willst.
Irgendwie scheinen sie doch Gewinn zu machen.
Die wirklich Penetranten kònnen nur Franzòsische, was fast alle Italiener hassen (Franzòsisch natùrlich) und halten dir stumm die Waren hin und das in wirklich penetranter Beharrlichkeit.
In einer anderen Strasse stehen zwei Strassenmusiker. der eine steht wie Mambokurt hinter seinem Mofa, das mit zwei Boxen ausgestattet ist und spielt Mundhamonika. Dazu làuft „Girl from Ipanema (oder so)“ in der Instrumentalversion und er begleitet grauenhaft. Der andere spielt nur unwesentlich besser, allerdings mit seinem Saxophon. Die Begleitmusik kannte ich nicht.
Dann gibt es noch die Strassen Rumänen und andere Bettler. Einen finde ich besonders klasse, der betet nàmlich fùr jeden, der ihm etwas gibt. Das ist wie moderner Ablasshandel, nur ehrlicher. Er tut nàmlich etwas fùr sein Geld.
Andere knien den ganzen Tag und halten ihre Nase nahe der Verschissenen Gehsteige (was fùr mich schlimmer ist als das Knien… das ist aber im wahrsten Sinne des Wortes Geschmacksache). Dann gibt es noch die Pennerzeitungsverkàufer, die etwas privilegierter als die jàmmerlich aussehenden Rumänen sind. Sie kònnen nàmlich Italienisch.
Ich habe jetzt ein neues Rad. Es hat 18 Gànge und sieht echt gut aus. Im Moment mahle ich es um, damit es niemand wieder ekennen kann. Der Hehler war ein schmieriger italieneischer Mitdreissiger. Jogginghose und Jacke und garnichtmal blòd. Ich versuchte ihn runterzuhandeln, aber er wollte von seinen 20 Euro nicht runter. Das Rad ist aber echt klasse. Deswegen habe ich es dann doch gekauft. Ich war mit einem Freund da, er hatte aber nur ein Rad. Remi sagte, dass er um fùnf an der Via Marsalla sei, ob er das Schaffen kònnte. Ja kein Thema. Bis dahin finde ich eins.
Er erklàrte mir noch, welche Schlòsser nicht zu knacken seien, als ich ihm sagte, so ein Rad wùrde mir sofort geklaut werden. Die Alufelgen hatten auch Schnellspanner, da muss ich nàchste Woche das Rad schon tragen!half alles nichts. Ich schicke es glaube ich bald per Post nach Hause. Fùr Bologna ist mir das echt zu Schade.
Es regnet mal wieder. Das finde ich scheisse.
Christoph
Mord im Nachtexpress (Italien 14)
2005 BolognaBologna (Teil 14 von 20)
Hallo Leute,
Ich war ja jetzt ein paar Tage in D. Wie ich da hingekommen bin? Mit dem Nachtexpress der deutschen Bahn. Der Zug geht von Milano ùber Karlsruhe nach Mannheim und dann noch weiter nach Dortmund.
Aber wie komme ich nach Mailand. Mit dem Zug auf dem Ausdruck der Deutschen Bahn hàtte ich nur 25 Minuten Aufenthalt in Mailand. Meine Erfahrungen mit der italienischen Bahn lehrten mich bei Anschlùssen besonders sensibel zu sein. 25 Minuten, das ist in italienischer Zeitrechnung vergleichbar mit 3 Minuten in der Deutschen. Daher beschloss ich, einen Zug frùher zu nehmen.
Der war auch billiger. Als ich dann aber am Bahnsteig stand, traute ich meinen Augen nicht. Der Zug war frùher abgefahren. Ihr glaubt mir nicht.
Stimmt. Er hatte tatsàchlich zwei Stunden Verspàtung. Also musste ich doch den anderen Zug nehmen, der aber auch schon 15 Minuten zu spàt war.
Ich setzte mich in den Ruheraum, wo vor 20 Jahren eine Bombe explodierte.
Irgendwie haben alle grossen europàschen Lànder Erfahrungen mit Terror. Nur die im Kern sozialistischen nicht, also die Skandinavischen Lànder (die konsequent umverteilen). Spanien (Basken/Jyhadterrorismus), Frankreich (Algerien/Marokko), England (IRA/Jyhadterrorismus) Italien (Anarchisten) und Deutschland (RAF). Warum der Rest verschont blieb, keine Ahnung. Nur war witzig, dass Schily die Einfùhrung biometrischer Daten im Pass damit begrùndete, dass Spanien den Fingerabdruck auch seit den 30. Jahren im Pass habe. Spanien war damals eine Diktatur! Damit wir auch in Zukunft genauso wenig Terroranschlàge in D haben, wie die Spanier mit Fingerabdruck…
Die Bombe wurde von Rechtsextremen Anarchisten gezùndet und es starben sehr viele Menschen an diesem Ort. In der 1 m dicken Wand ist ein Spalt, der unten einen halben Meter breit ist, und bis oben unter der Decke geht und dort ùber ein Meter breit ist. Er ist mit einer Glasscheibe geschlossen worden. Als Gedenkstàtte. Auf dem Boden ist im Beton eine Delle, die bestimmt 10-15 cm tief in den Boden reingeht. An der Wand hàngt eine Marmortafel, auf der die Namen der Opfer und deren Alter vermerkt sind. Es waren viele Kinder unter den Opfern.
Auf jeden Fall kam dann nach langem Warten der zweite Zug und mit 15 min Verspàtung ging es nach Mailand. Der TGV (franz. Hochgeschwindigkeitszug) konnte seinem Namen nicht gerecht werden, denn in Mailand kamen wir mit 32 min Verspàtung an. Doch der Nahtexpress wartete geduldig auf uns und sollte seine 20 min. Verspàtung bis nach D bringen.
Nachtzùge sind ein Phànomen! In miefenden, abgedunkelten Abteilen wàlzen sich Schlàfrige auf ungemùtlichen Sesseln. Es gibt auch noch liegeplàtze, die kann sich aber kein sterblicher leisten. Zumindest regulàr. Unbedingtes Muss sind Ohrenstòpsel! Ohne ist man dem Schnarch Rhythmus der Mitreisenden gnadenlos ausgeliefert. Das ist schlimmer als R&B oder Alanis Morisette!
Morgens um 6 stand ich dann auf dem Bahnsteig in Mannheim, wo ich das erste mal seit Monaten in ein Kòrnerbròtchen zu beissen das Vergnùgen hatte. In Italien gibt es nur Ziehharmonika Brot. Ich nenne es so, da man ein Brot von 40cm Lànge mit wenig Druck auf 20cm verkleinern kann. Nàhrwert ist keiner vorhanden.
Am Bahngleis an der Schweizergrenze wird ein Junger Mann in Handschellen abgefùhrt. Ich entdecke wenig spàter ein leeres Abteil, der Schlaf ruft.
Endlich. Ich werde diese Nacht nur 1-2 Stunden geschlafen haben.
Ich verbringe ein paar sehr Schòne Tage in Heidelberg und Karlsruhe und fahre dann wenige Tage spàter nach Italien zurùck. Dieses Mal im Liegewagen.
Da werden sechs Personen in ein kleines Abteil hineingequetscht und schlafen Sardienàhnlich aufgereiht. Nur das òl fehlt. An der Tùr gibt es ein Vorhàngeschloss, um Eindringlinge auszuschließen. Das Gepàck wird unter die Betten gequetscht und es herrscht chronisch Platzmangel. Jeder Wagon hat einen eigenen Schaffner. Dieser sammelt die Ausweise ein, sodass jeder wàrend der Grenzkontrolle weiterschlummern kann, wàhrend der Sitzplatzreisende wùst aus seinen Tràumen gerissen wird.
Dann bin ich in Italien. Woran ich das erkenne? Mein Anschlusszug hat 30 min. Verspàtung.
In diesem Sinne
Christoph
Nagasaki und der Kongo (Italien 13)
2005 BolognaBologna (Teil 13 von 20)
Hallo Leute
Ich komme gerade aus dem Archoginasio. Das ist die alte Universitàt. Aber es ist nicht irgendeine, nein. Es ist die àlteste Uni des Okzidents. Heute ist es noch eine òffentliche Bibliothek und Ausstellungsraum. Doch lagern darin Schàtze… Bùcher die mehrere hundert Jahre alt sind in genauso alten Schrànken. Auf mehreren Etagen sind die Bùcher in Schrànken geordnet, die wie der Raum 5-6 Meter hoch sind. Es stehen Rolleitern mit Podest am Ende, so dass der Nutzer auch ungestòrt im dritten Stock nach Bùchern Ausschau halten kann.
Der Rundgang des Innenhof ist mit Fresken bemalt. Meist sind es Wappen und/oder Stammbàume. Da Bologna ein Knotenpunkt des Italienischen Zugverkehrs war, war der Zerstòrrungsgrad Bolognas recht hoch. Das Archoginasio hat es auch erwischt. Daher sind einige weisse Flàchen an den Decken zu sehen. Viel konnte rekonstruiert werden. Zum Beispiel das Anatomitheatro. Ein komplett mit Holz vertàfelter Raum in dessen Mitte ein Marmortisch steht. Hier wurden in der Vergangenheit Tiere und Menschen Seziert und auf den stufenweise angeordneten Banken konnten die ersten Medizinstudenten Europas das Innere des Menschen begutachten. Zwei nackte Menschenfiguren, die nicht mal ihre Haut tragen, also nur aus Muskeln und Knochen bestehen, tragen ein Holzpodium, das eine Statue des (vermutlich) Stifters tràgt.
Mittlerweile weiss ich auch mehr ùber die Kathedrale. Sie sollte unter dem damals in Bologna residierenden Papst zur gròssten Kathedrale der Welt werden. Als der Papst starb, ùbernam Rom wieder das Kommando und es war kein Geld mehr da. Deswegen gibt es keine Kirchenschiffe und keinen Kreuzgang. Da wo sie sein sollten, stehen sichtlich improvisierte Mauern, und deswegen ist die Kathedrale nur die 5. gròsste der Welt….
Die Portici sind auch nicht aus nàchstenliebe gebaut worden. (Portici sind die ùberdachten Gehwege) Es war eher so, dass der Wohnraum innerhalb der Stadtmauern immer enger wurde. Da die Renaissance in Italien durch Kriege der Stàdte untereinander gepràgt war, trieb dies viele Menschen in die Stadt hinein. Viele Hausbesitzer vergròsserten die Grundflàche ihrer Hàuser. Da es aber keinen Platz fùr Karren und Menschen gab, wurden die Portici als Kompromiss eingefùhrt, um Wohnraum zu schaffen und Platz fùr die Strasse zu lassen.
Seit heute ist die Fakultàt auch nicht mehr besetzt. Die Besetzer haben sich nach Rom abgesetzt, um dort gegen Bildungsvorhaben zu Protestieren. Ich muss mich wieder an das „morgens-Aufstehen“ gewòhnen.
Anfang der Woche war ein Workshop ùber die Probleme Afrikas in und mit der Vergangenheit, und natùrlich auch der Zukunft. „Je unsteter die Zukunft Afrikas ist, je heftiger wird die Vergangenheit diskutiert.“ Professoren halten Monologe, die sie an Texten orientieren, die sie selbst geschrieben haben. Weisse sind deutlich ùberrepresentiert. Nur ein Kongolesischer Historiker ist einer von acht hochausgezeichneten Professoren. Sein Beitrag ist mit Abstand der interessanteste, da er neue Blickwinkel eròffnet. Fùr ihn ist Ausschwitz, Nagasaki und der Kolonialismus in Afrika und anderen Regionen eine stringente Entwicklung des westlichen Menschen. Seine Argumentation ist so: Der Westen (der weisse Mensch) hat erstmals die Ideologie des Rassismus ausgelebt und ideologisch untermauert, indem er Schlachten gewinnt und mehr Wissen vorweisen kann. Dieser Rassismus àussert sich in Konzentrations- und Arbeitslager der Brieten in Indien und Afrika, Genoziden etc.. Der Schwarze ist nicht nur „nicht weiss“, er ist nicht mal ein Mensch. Die Rassenideologie Nazideutschlands ist der nàchste Schritt.
Hier wird der/das „andere“ systematisch vernichtet. Der zweimalige US-Amerikanische Atombombenabwurf ist ein symbolischer Akt gegen Deutschland. Er soll diesem die ùberlegenheit demonstrieren, dass die USA sogar das tòten besser kònne.
Alex (Freund von mir & Geschichtsstudent) hat mir mal ausfùhrlich die Ungerechtfertigkeit der Bombenabwùrfe erklàrt, und dass sich die USA in den spàteren Verhandlungen mit Japan eher diktatorisch als demokratisch verhalten haben. Natùrlich ist die These krass. Ich gebe sie erstmal nur wieder. Wer Interesse hat, ich hab seinen Text als Kopie. Gelesen hab ich ihn noch nicht.
Der Kongo wurde im ùbrigen von den Afrikanischen Staaten von Belgien am skrupellosesten geplùndert. Sogar nach deren unabhàngigkeit unterstùtzten sie in harmonischer Zusammenarbeit mit dem Entwicklungshilfeunternehmen CIA einen sympathischen Jungen Armeegeneral, sein Name war Mobutu, den demokratisch gewàhlten Premierminister Lumumba erst zu foltern und dann zu erschiessen. Seine Leiche ist bis heute nicht gefunden. Die Demokratische
(???) Republik Kongo hat einen Grossteil seines Landes unter fremder Besetzung der Armeen der Nachbarlànder, die dort fleissig Mineralien fòrdern und auf dem Weltmarkt verscheuern. Es hat sich nichts geàndert. Ein Belgischer Offizier hat 63 beim Abzug gesagt: Sollen die sich doch dir Kòpfe einschlagen. Er sollte Recht behalten. Nur woher haben sie die Waffen dafùr?
Das Geld? Wir (der Westen) schùtten Kerosin ins Feuer um es zu Lòschen…
Das war es auch schon wieder von mir
Schalten Sie auch nàchste Woche wieder ein, wenn es heisst „wissenswertes und Interessantes (hallo Fabi 😉 )“ mit
Christoph
Mehr Wurstsandwiches fùr Vegetarier und andere Forderungen (Italien 12)
2005 BolognaBologna (Teil 12 von 20)
Hallo Leute,
Ganz Italien ist besetzt. ùberall im Land werden Fakultàten Besetzt oder deren Besetzung ist in Planung. Im Foyer hàngt eine Karte mit den besetzten Unis. Ein paar Witzbolde haben angefangen auf die Karte ihre Heimatstàdte aufzumalen. Karlsruhe steht jetzt auch drauf.
Die Besetzer sind sehr aktiv. Sie haben in der besetzten Uni Workshops eingerichtet, in denen die neuen Gesetzestexte genau besprochen werden.
Ausserdem gibt es Organisations- und Aktionskomitees. Alles freiwillig und gut besucht. Mein Tandempartner hat mir das so erklàrt: „In Italien ist ein Protest eine soziale Angelegenheit. Man trifft sich und Unterhàlt sich darùber.“ In diesem Fall war es so, dass es einen Filmabend gab mit Filmen von Stanley Kubrik, dann noch Good Bye Lenin und ein paar andere deutsche Filme. Danach kam ein Reggae DJ aus Lecce. Die Anlage war hoffnungslos ùbersteuert und der DJ hat die ganze Zeit irgendwelche Parolen ins Micro gebrùllt oder selbst mitgesungen. Ich musste mich beherrschen, ihm nicht sein Micro ins Maul oder in irgendeine andere Kòrperòffnung zu rammen. Es gibt auf jeden Fall italienischsprachigen Reggae mit Titeln wie „Warum hab ich dieses Schwein gewàhlt“. Es wird Bier und Essen zu fairen Preisen verkauft. Um eins ist das Bier aber schon alle. Am Sandwichautomat, in dem es nur Wurstsandwiches gibt, hàngt ein Zettel. Vielen Dank an den befùller, dass er auf die Vegetarier so viel Rùcksicht nimmt.
Ach ja, warum Protestieren die ùberhaupt. Das war mir lange unklar. Zum einen gibt es am 26.10 im Parlament ein Referendum zur Reform der Universitàten, die kein Student haben will. Die Studenten sind sauer. Auch weil es fùr Studenten in Bologna von Seiten der Stadt keine Vergùnstigungen gibt. Eintritt und Buss kosten fùr alle gleich. Monatskarte: 22 Euro. Ein Plakat besagt, dass Studenten die Hàndler und Vermieter Bolognas tàglich!
mit 1.600.000 Euro beglùcken, aber die Stadt nichts fùr die eh schon schwer schuftenden Studenten macht. Die Zimmer hier sind wahnsinnig teuer. Einzelzimmer kosten in der Regel 340-450 Euro, je nach Lage. Doppelzimmer 220 bis 300.
Zusàtzlich kostet Unisport Geld, der Eintritt ins Schwimmbad liegt bei 7 Euro. Reduziert nur fùr Kinder unter 13. Ich hatte mir eine Badekappe gekauft (Pflicht in Italien), benutzen werde ich sie wohl nie.
Wie auch immer, die Studenten fordern bessere Studienbedingungen, da die Unis auch Geld kosten. Sogar die Juristische Fakultàt ist besetzt, was sogar die Italiener erstaunt. Die Juristen sind der Inbegriff des Konservatismus, die Heidelberger wissen was ich meine. Gell Burschies ;).
Am Ende haben wir in D es nicht ganz so schlimm wie die italienischen Studenten hier. Und Eigentlich profitieren wir Politikwissenschaftler von der Schliessung der VWL. Wir haben die ganze Bergheimer Klinik fùr uns!!!
Und ihre Bibliothek bekommen wir auch geschenkt, wenn uns Hommelhof da nicht einen Strich durch die Rechnung macht?!?
Mein Fahrrad ist geklaut worden und ich vermisse meine Fùllerkappe schmerzlich.
Dann bis die Tage
Christoph
Wir sind Besetzt (Italien 11)
2005 BolognaBologna (Teil 11 von 20)
Hallo Leute
Seit heute Morgen 10.30 ist die Fakultàt der politischen Wissenschaften besetzt. Genauer: es wird zurùckgeschossen, Lehrbetrieb ist unmòglich.
Nachdem die ersten Besetzer noch Argumentativ von strebsamen Studenten und dem Prof verscheucht werden konten, kamen sie dann mit Megafon und Sirenengeheul. Der Prof kapitulierte umgehend und bedingugslos und ging nach Hause.
Protestiert wird gegen die Sparmassnamen der Regierung und die Umstellungen bei den Studiengàngen. Hiermit folgen die Politikwissenschaftler dem Beispiel der philosophischen Fakultàt, die seit einer Woche studentisch besetzt ist. Das merkt man daran, das ùber dem Eingang ein weisses Bannder hàngt, graublauer Qualm herausquillt und Hunde mit ihren Rastafaris im Eingang rotten. Abends gibt es dort Party bis in die Morgenstunden, die Wànde sind mit politischen Parolen grossflàchig bemalt. Bongos dròhnen aus Hòrsaal c, wàrend im Hòrsaal e eine Podiumsdiskussion làuf. Es gibt ein Kino in einer Aula, Willi Wonkas Schokoladenfabrik làuft. Im Foyer hàngt ein Zettel mit der Bitte, nichts kaputt zu machen und die Wànde nicht zu beschmieren.
Ich suche nach Rudi Dutschke, doch der Protest scheint dezentral organisiert zu sein. Mein oberflàchlicher Eindruck ist, dass eigentlich keiner damit rechnet, die korrupte Ignoranz der Politik durchbrechen zu kònnen, aber aus Prinzip – und mit viel Spass – keinesfalls die Segel ohne Kampf zu streichen.
Ich erkenne, dass Proteste in der Vergangenheit immer ein Spiegel der gesellschaft sind. In D lungern eine Bande Studenten vor dem Rektorat und nennen das Protest. Es wird Rùcksicht genommen. Aber von wem fùr wen? Wenn das AWI geschlossen wird, was ja eigentlich schon beschlossen ist, haben die Protestierenden viel Rùcksicht auf das Studieninteresse der anderen Studierenden genommen, indem sie den Studienbetrieb nicht oder kaum gestòrt haben. (INFO: AWI=Alfred Weber Institut=VWL wird nach Mannheim verlegt und nur kleine Kernaufgaben bleiben in HD) Aber wieviel Rùcksicht haben diese auf die Belange der AWIler genommen? Gibt es da eine Gegenseitigkeit? Hàtten die AWIler nicht das Recht gehabt, den Studienbetrieb der anderen Fakultàten zu stòren, eben weil diese sich nicht solidarisierten.
In Italien lerne ich mehr als nur Italienisch. Manchmal muss man auf den Tisch steigen, um die Welt von einer anderen Perspektive zu sehen. Captain, oh mein Captain. (vgl. Weir, Peter 1989: Club der toten Dichter)
Ich werde tentativ (=Wissenschaftssprache fùr Versuchsweise) meine Vorlesungen besuchen…
Hasta la victoria, siempre
Christoph
Fliegende Hunde (Italien 10)
2005 BolognaBologna (Teil 10 von 20)
Heute werde ich ein wenig ùber das Saturday Night Fever erzàhlen. Vorletzten Samstag in einer „Discobar“ deren Namen ich schon wieder vergessen habe.
Scheiss Alzheimer. Es gibt eine Erasmusparty, wie in so vielen anderen Bars und Discos auch. Gelockt wird die Zahlungsfàhige, und deswegen auch hart umhàmpfte Kundschaft mit freiem Eintritt und Rabatten. Dafùr sind die Getrànke Teuer, das Bier schmeckt nach Gerbsuppe und man muss Animationen ùber sich ergehen lassen. Eine hùbsche Teufelin mit roten Hòrnchen und Reitpeitsche treibt draussen stehende zurùck in die Bar und zwei Jungs mit Grùnen Perùcken, Clownshut und Plastiksàbel versuchen jeden fùr Saufspiele zu begeistern. Als Bestrafung gibt es dann ein Bier (wùrg). Die Getrànke werden im Mallorca-Feeling, also in Plastikbecher dargereicht und der DJ ist Gnadenlos und brùllt vòllig ùbersteuert Animationsrufe ins Mikro, die nicht mal die Italiener der vom ESN verstehen. Als krònenden Abschluss tanzt eine Polonäse, angefùhrt vom Grùnhaarigen Animator durch die Disko. Es ist Zeit zu gehen.
Mit Freunden gehe ich in die nahe Via dell Pratello, eine berùhmt berùchtigte Kneipenstrasse. Berùhmt, weil sehr lebendig: auch Wochentags bis 3 Uhr morgens lebhaft besucht und da man in Italiens Kneipen nicht rauchen darf, stehen immer die Hàlfte der Besucher auf der Strasse und unterhalten sich.
Dafùr ist die Strasse berùchtigt. Das ehemalige Proletarierviertel wird also tàglich von hunderten Leuten bis in die Morgenstunden belagert, an Schlaf ist da nicht zu denken. Da kippt schon mal einer was aus dem Fenster oder gibt einen Brùller ab.
Nach einem (guten) sardischen Bier gehts zurùck zu den anderen in die Disko Bar, die Animatoren sind des Animierens mùde und das ist auch gut so.
Die Màdels aus ammiland (siehe letzte mail) haben sich bei ihrer Unterhaltung ùber diese Form der Animation kòstlich amùsiert.
Heute auf dem Piazza Verdi, sonst ein Tummelfeld fùr die Alternativen, die Abend fùr Abend ihr(e) Bierchen zischen. Es ist ein 3 gg. 3 Basketballturnier auf dem Platz. Drogen sind im Allgemeinen in Bologna, und im speziellen hier so allgegenwàrtig wie in der Kommune eins. Es gibt Streit, keiner weiss warum. Eine Tùte fliegt durch die Luft. Ein Nordafrikaner streitet aufgeregt mit anderen Schwarzafrikanern. Er beschwert sich dass alle nur rauchen (was wohl?) und in den Treppenaufgàngen abhàngen.
Es gibt viele Urinlachen in der nàhe und einige Hunde. In seiner Rage packt er einen der friedlichen Hunde an den Vorderlàufen und schleudert ihn auf die Strasse. Der Hund hàtte gute Flugnoten bekommen. Alle Viere von sich gestreckt legte er einen 1a Hubschrauber hin und landete 4 Meter weiter auf allen Vieren, knapp neben einem vorbeifahrenden Auto. Frauen schreien. Es wird viel Diskutiert, aber nichts passiert. Wie immer, viele Làrm um nichts.
Die Italiener nehmen es gelassen und wechseln die Strassenseite. Bolognas Bronx ist hier. Sein Herz schlàgt links.
Der grosse Gegenkandidat der Linken, Romano Prodi, wohnt schràg gegenùber von meiner Fakultàt und die soz. Partei wurde 50 km von hier in Forli gegrùndet. Ironischerweise wurde auch der Duce Mussolini in Forli geboren und begraben und ist heute ein Wallfahrtsort der Rechten Italiens. Die Studenten in der Fakultàt der Science Politiche sind manchmal von den Pennern auf dem Werderplatz bzw. Bismarckplatz in Heidelberg kaum zu unterscheiden. Auf dem Piazza Verdi kommt das Ex-Steffi Fealing richtig rùber. Ein bisschen fùhle ich mich deswegen auch Zuhause.
Als Kontrastprogramm werde ich von einem Vertreter der Vereinigung der kommunistischen Studenten Bolognas angesprochen. In feinem Anzug kommen sie rùber wie geschniegelte Politiker.
Ich habe immernoch keine Kapsel fùr meinen Fùller und habe mir mein Messer klauen lassen. Oder verloren. Wer weiss das schon. Ende des Monats komme ich nach D (26.10-1.11).
Bis die Tage
Christoph
Sesso e la cità, das ist Sex and the City auf italienisch (Italien 9)
2005 BolognaBologna (Teil 9 von 20)
SPO, Sistema politico Italiano morgens um 11. Ich komme nichtsahnend in den mal wieder fast voll besetzten Hòhrsaal. Neben einer Amerikanerin ist noch ein platz frei. Davon haben wir einige, die sind aber relativ isoliert, hàngen immer zusammen rum und sprechen kaum Italienisch. Da hatte ich mich mitten in ein Nest gesetzt, denn um mich herum sassen dann auch 3 Amerikanerinnen, und eine stand daneben, da ihr Platz weiter vorn war. Die hatte gerade angefangen den anderen zu erklàren wie „cute“ der Italiner drei Sitzreihen hinter mir sei, dass er das Englische ganz gut verstehen kònne aber schlecht spreche. Nicht nach hinten schauen! Ich muss mich schwer beherrschen. Besonders mein Grinsen zu unterdrùcken verlangt von mir alles.
Ich begeistere mich nach aussen hin fùr die Form der Kleiderhaken, wàrend die Màdels weiter sich angeregt austauschen. Das Thema wechselt zu „jewish Boyfrends“.
Wer wie ich regelmàssig genòtigt wird diese Serie im Fernsehen anzuschauen, weiss um die Parallelen, die sich hier auftaten. Auf jeden Fall wird die eine nicht mehr von ihrem „jewish Boyfrend“ angerufen oder ist erreichbar (sie macht auch gerade Erasmus in Bologna), Fragen ùber Heirat scheint er grundsàtzlich aus dem Weg zu gehen. Eine der Màdels outet sich als Jùdin und wird beim ersten Erklàrungsversuch von einem anderen mit dem schwungvollen Worten ausgestochen… „my former jewish Boyfriend was sooo …“ und weiter kam auch sie nicht weil schon wieder eine andere etwas Wichtigeres zu sagen hatte. Ich bewunderte mit meinem Pokerface weiterhin die weisse Decke und mahlte mir in meinem Kopf diese Worte fùr euch zusammen.
Das mit dem Sex and the City gibt es auch an anderer Stelle: Das ESN, das European Student Network wird stark von Mànnern dominiert. Es gibt auch ein paar Alibifrauen, die halten sich aber bei ihrer Anwesenheit vornehm zurùck.
Wenn man nun noch weiss, dass der ùberwiegende Teil der Erasmusstudenten in Bologna weiblich ist, wundert einem diese Konstellation nicht mehr.
Insgesamt sind das eher die Jungs der Kategorie „Netter Kerl“ die auf dem heiss umkàmpften Frauenmarkt in Italien zu oft den Kùrzeren gezogen haben.
Die Italienerinnen kann man aus deutscher Sicht als ausgeflippt, aber prùde bezeichnen. Ein hoher drang nach Individualisierung, der sich in Markenklamotten und flippig bis Punkigen Frisuren àussert. Da sind die Erasmusstudentinnen perfektes Frischfleisch, wie mir auch ein ESNler betrunken gestand, da Frauen, besonders aus gesellschaftlich katholisch-konservativ Gepràgten Làndern auch gerne mal die Sau raus lassen wollen. Es gibt eben keine gesellschaftlichen Sanktionen ausserhalb des Systems.
Erste Pàrchenbildungen sind schon sichtbar…
Ach ja, Ich habe die Kappe meines LAMY-Fùllers verloren. Vielleicht hat ja einer noch eine zu viel?
In diesem Sinne
Christoph
Bologna kommt! Und wie? (Italien 8)
2005 BolognaBologna (Teil 8 von 20)
Hallo Leute,
Heute will ich Euch etwas vom Bolgna-Prozess erzàhlen. Wie die meissten von Euch wissen, ist das die Einfùhrung des Bachelor- und Mastersystems in D und in der EU.
Da ich hier in Bologna bin, also quasi im „Herz der Finsternis“ (nach drei Tagen Dauerregen aus Kùbeln schùttend empfinde ich schon so), mòchte ich dem Leser ein mògliches Bild skizzieren, welches bald in D Alltag sein kònnte.
Ich kann nur fùr die Bereiche Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte sprechen, die sind nàmlich alle unter einem Dach.
Eine freie Auswahl, wie wir sie noch kennen lernen durften, gibt es hier nicht. Je nach Studiengang, gibt es ein klar strukturiertes Kurrikulum, dass jeder absolvieren muss. Die Studiengànge haben Namen wie Soziologie, Internationale Beziehungen, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit usw.
Details gibt es hier:
http://www.spbo.unibo.it/spbo/Didattica/Lauree+triennali/default.htm
Die einzigen Wahlmòglichkeiten bestehen darin, in welchem Jahr manche der einzelnen Kurse besucht werden. Diese sind Mehrstùndig die Woche und alles im Vorlesungsformat mit Klausur(en) am Ende. Die Abschlussarbeit des Bachelors umfasst 30 Seiten. Da wird so Mancher vor Lachen sich am Frùhstùck verschlucken, aber Vorsicht. Die mùssen sich hier echt den Arsch aufreissen.
Es gibt wahnsinnig viele Wochenstunden (bis zu sechs h die Woche pro
Seminar) und die Prùfungszeit ist in den Semesterferien, die sind dann auch futsch. Wer sich dann durch die Klausuren gequàlt und seine Abschlussarbeit in Hànden hàlt, der hat nur einen Bachelor. Und bekanntermaßen ist der nun mal nix wert.
Daher wollen natùrlich die Meisten den Master machen. Da liegt die Krux.
Die Plàtze sind nàmlich limitiert und sind sau teuer, und von den kleineren Unis kommen nochmal Interessenten dazu. Also von den 300 Bewerbern fùr den Master in diesem Jahr, wurden nur 200 genommen.
Stellt Euch mal vor, nach der Zwischnprùfung dùrft ihr nach Hause gehen, weil Ihr im schlechtesten Drittel wahrt…
Und wo 3 Jahre drauf stehen, da sind auch mal vier und mehr drin. Meine Mitbewohnerin macht ihren Master und kommt trotzdem ins sechste Jahr. Also die Idee mit 3+1 (Batch+MA) ist so Zuverlàssig wie unsere Regelstudienzeiten.
Was das System besser kann, ist der Massenunibetrieb. Alles ist klar strukturiert und Partikularinteressen kònnen beliebig ignoriert werden. Wer ein Seminar nicht packt, muss unter Umstànden, wegen der Kompakten Vorlesungszeiten, ein Jahr dranhàngen (das gilt zumindest hier). Ich glaube nicht, dass in D die Seminarideologie abgeschafft werden wird, genauso wenig wie die Hausarbeiten. Nur werden die Wahl- und Spezialisierungsmòglichkeiten im Vorfeld, also nicht wàhrend des Studiums bestimmt.
Der Regen hier hat auch etwas Gutes, es sind keine Motorrinos unterwegs und man sieht endlich die Gesichter der Menschen. Es ist nàmlich gerade in Italien Mode, Sonnenbrillen im Format einer Taucherbrille zu tragen. Nahezu das komplette Gesicht wird dadurch abgedeckt. Bei Manchen weiss ich auch warum… Insgesamt gibt es hier deutlich mehr Brillentràger als in Deutschland. Zumindest ist das mein Eindruck. Vielleicht tragen sie die Teile aber nur, um die grossen Dolce und Gabana glitzer-Plaketten herumzutragen, die auch schon die Taucherbrillen ganzheitlich auszufùllen wussten.
And now something completely different:
Spiel-Theorie bei Professor Lambertini. Gezeigt wird das logische Verhalten in Wahl Situationen, auch genannt das Nash-Equilibrium (der Mathematiker aus dem Film „Beautiful Mind“). Das Beispiel trifft voll auf die italienische Mentalitàt zu. Es geht um Steuerbetrug. Die Gewinn- und Nutzenkalkulation eines Steuerbetrùgers… Ich muss lachen, sage aber niemanden warum. Ich fùrchte um mein Leben. Das Ergebnis dieser Analyse: es gibt kein Optimum.
Das Risiko erwischt zu werden und die Motivation der Steuerfahnder neutralisieren sich. Aber nur wenn alle Spieler voll informiert sind…
Am Ende noch ein wenig Schleichwerbung, aber es lohnt sich!
Daniel hat nàmlich eine Idee fùr freie Stunden ausgetùftelt. Zum schmòkern und mitmachen!
www.themenladen.de
Hier postet er auch meine Beitràge zur Deutsch-Italienischen Vòlkerverstàndigung, und diese freuen sich jetzt schon auf eure Anregungen, Ergànzungen und natùrlich Kritik. Keine Scheu, jeder darf mitmachen.
„Heute ist nicht Alle Tage, ich komm wieder, keine Frage“ (Bugs Bunny 1969b: S.367f)