Fear and loathing in Rimini, nur wo ist der Koffer? (Italien 3)
Bologna (Teil 3 von 20)
Wir wollten unbedingt ans Meer. Meine Mitbewohnerin Sara arbeitet wàhrend der Saison in einem Hotel in Rimini, nàmlich Hotel Elvira, welches nur 24 Euro pp Vollpension kostet und direkt am Meer liegen soll (ca. 5 min). Gesagt, Getan, gleich reserviert. Mit dem Bus zum Zug und auch in die Heißen Nàchte von Rimini. Furcht und Schrecken lagen vor uns…
Das der Bus, der uns zum Bahnhof bringen sollte nicht kam, machte nichts, der Zug hatte eh 15 min. Verspàtung und war somit fùr italienische Verhàltnisse ùberpùnktlich. Im Zug lernte ich einen 24-jàhrigen Italiener kennen, der wegen 5 Extacy Pillen ebensoviele Tage im Knast saß, nur gefàlschte Adidasklamotten tràgt, und nach seiner Industriemechanikerausbildung Musik studieren will, da er Bass in einer Coverband spielt. Ja, er hat schon mal ein eigenes Stùck geschrieben und er kann sogar ein zweites Instrument, nàmlich ein wenig Schlagzeug spielen.
Auf dem Weg haben wir an eine Begegnung mit der dritten Art: Vor Rimini gibt es ein riesiges Verleihzentrum fùr Wohnmobile. Das sind hunderte von Wohnmobilen auf riesigen Freiflàchen, und natùlich Staus soweit das Auge reicht. Der Laden hat sogar eine eigene Bahnhaltestelle. Und ùberall auf den Straßen sieht man genau diese Monster…
In Rimini trifft uns erstmal der Kulturschock. Diese Stadt hat sich nicht auf Tourismus eingestellt, sie lebt ihn. Die Stadt selbst ist relativ klein. Aber der Strand wurde auf 15 Kilometern verlàngert, wo dann die Strànde der Nachbarstàdte beginnt. Der Strand selbst ist in ca.150 kleine Parzellen unterteilt, in denen Hùtten und Sonnenliegen aufgestellt sind. Es gibt Volleyballfelder, Bodybuildingràume, Massageplàtze, Bouleplàtze, Kindertrampoline und Spielplàtze aller Couleur. Aber nichts davon ist umsonst. Das ist voll kommerzialisiert und jedes Liegenpaar hat einen Schirm.
Jede Parzelle seine Farben, die auch der Schirm tràgt. Von weitem sieht das wie eine Warhammer Zwergenarmee, deren Zipfelmùtzen je nach Einheit unterschiedlich bemalt sind. Minimum 200000 Punkte stehen da rum!
(Millionen von Schirmen!). Da die Italiener alle auf einmal Urlaub machen, raucht man auch gewisse Kapazitàten.
Im Hotel angekommen fragten wir uns, warum es so gùnstig ist, … bis der Zug kam. Ja, etwa 20 Meter neben unserem Fenster fùhrte eine Zugstrecke vorbei. Zum Glùck fahren zwischen 2 und 5 keine Gùterzùge. Und wir haben uns schon gewundert, warum die Mòbel angeschraubt sind. (Spaß). Das Essen war aber Gut und der 70er Jahre Jugendherbergsstil hat uns sehr zugesagt, schließlich waren wir beide mal auf einem Internat. Rossi: „So war es im Sozialismus auch.“ Wenigstens gab es kein Plumpsklo.
Da die Saison vorbei war, hatten wir den Strand fùr uns, das Wetter war klasse und das Wasser auch. Es waren zwar so viele Kleinstalgen im Wasser, dass man bis zu den Knien stehend seine Fùße nicht mehr sehen konnte, das war aber egal. Abends sind wir Stundenlang an den ùbelsten Tròdellàden vorbeigelaufen, die direkt hinter der ersten Hotelreihe das „Vergnùgungsviertel“ war. Billige Klamotten, Schuhe mit 20cm Absàtzen, Badesachen, ùberteuerter Tròdel usw… gab es da. Der Knaller!!! war (Photobeweis folgt) das bierre storico, also Geschichtsbier. Auf den Etiketten gab es… Stalin…. Mussolini und natùrlich den allseits beliebten Adolf Hitler mit straff erhobenen Arm, mit den in roter Pinselschrift geschriebenen Lettern „Sieg Heil“. Da verschlàgt es einem den Atem, zumal es diese Flaschen in unterschiedlichen AusFUEHRungen gibt.
Unterschiedliche Posen, als Wein, als Schnaps. Was man gerade so im Alltag braucht.
Man teilt sich die Stadt mit den vielen Russischen Touristen. Italienische gibt es auch. Im Bus hat ein schleimiger (viiiiieeeel Gel im Haar) Italiener einer Gutgebauten Russin auf die Schulter getippt, als sie sich umdrehte zwinkerte er ihr vielsagend zu… er wurde ignoriert. Abendplanung auf Italienisch?
In der nàchsten Folge Sabre Bertolo und die Starsheriffs lesen Sie, wie der Russe die freie Republik San Marino besetzt, und warum das dritte Reich zu Recht mehr Angst vor dem Russen hatte, als vor den Alliierten.
Herzlichst,
Euer Christoph