Drei Tage Tallin und nun auf dem Weg zurück nach Finnland. Eines kann ich vorweg nehmen. Tallin ist immer eine Reise wert. Auch im Winter. Die Stadt ist zauberhaft, eine tolle Melange aus Alt und Neu, Ost und West, Stadt und Land, Meer und Kontinent. Als Kontinentalbewohner sieht man das Wasser als trennendes Element. Aber in der Voreisenbahnzeit war das Meer ein Verbinder. Über die Seen, Meere und Flüsse wurden Waren, Sprachen und Menschen gehandelt. Die Wickinger/Skandinavier haben das erste Jahrtausend Europas sehr geprägt. Sie besiedelten Island, Grönland, Amerika (auch wenn nur von kurzer Dauer, weshalb ihnen die Ehre der Entdeckung in den Geschichtsbüchern verwehrt bleibt), eroberten die Normandie, England, Sizilien, Neapel und Ungarn. Sie bereisten den Don bis zum Schwarzen Meer. Mit dem Schiff in den Süden und sich im „Duty Free“ mit allem eindecken was man tragen kann (Hägar-Leser wissen was ich meine 😉 ). Also etwa das Gleiche was heute Touristen im Sommer machen.

Gerade fahre ich mit der Fähre. Auf dem Weg zum Hafen hätte es mich ein paar Mal fast von den Füßen gehauen, so heftig bläst der Wind von der See. Zum Glück habe ich mir noch ein Frühstücksbuffet gebucht. Nicht das Essen war das tolle, sondern dass ich nicht unten im Schiffsbauch, sondern Achtern mit toller Aussicht  in Fahrtrichtung und Tageslicht verbringe. Die Wellen sind so hoch, dass es bis hier oben, zehn Meter über der Wasserlinie, spritzt. Das Salzwasser gefriert sofort auf den Scheiben. Die riesige Fähre tanzt hin und her. Immer wieder erzittert sie, wenn sie von einem großen Brecher getroffen wird. Man spürt den Wellengang deutlich. Kein Wunder, dass die Wickinger sich nach und nach Siedlungsgründen in freundlicheren Regionen umgeschaut haben.