Indien (Teil 8 von 12)

Die Rückreise ist sehr beschwerlich und macht keinen Spaß. Ich lasse mich von einer Autobahn überraschen, die ich in Indien nicht erwartet hätte. Dass meine Lesart einer Autobahn hier nicht zur Anwendung kommen würde, war mir spätestens dann klar, als wir im Dunkeln als Falschfahrer in die falsche Richtung fahren. Nichts außergewöhnliches, denn wir treffen ebenfalls ständig auf falschfahrende Autos und LKWs. Mehr Angst habe ich um die Fahrradfahrer, die am Straßenrand unbeleuchtet entlangfahren. Einmal wollte ein LKW die Seite wechseln. Da er voll beladen die Stufe nicht hoch kam, ist die Antriebswelle gerissen. Ratlos steht der Fahrer daneben und sein Heck und sein Fahrerhaus versperren die linken Spuren beider Fahrbahnen. Gelegentlich können wir auch über 80 fahren. Das ist alles nicht so einfach, nutzen doch viele LKW Fahrer die Autobahn als Parkplatz.

Später treffen wir noch eine Freundin von Karin. Sie hat 4 Stunden vor Delhi einen Tempel gebaut. Sie ist Witwe und Mutter zweier Kinder. In ihrer Heimat Garwhal wurde sie – wie dort üblich – Ausgegrenzt und schlecht behandelt. Sie zog dann nach Delhi und entdeckte ihr Talent, die Göttin durch sie hindurch sprechen zu lassen. Daraufhin wurde sie zu einem Orakel und viele Leute riefen bei ihr in Trance stehend die Göttin an. Sie gaben ihr Geld und nun hat es für einen Tempel gereicht. Da wir gedreht hatten, habe ich leider kein Photo machen können. Er ist aber ganz hübsch und die Frau ist sehr nett und lebhaft.

Am Abend komme ich völlig gerädert in unser Refugium in Delhi zurück und ich falle nur ins Bett. Jeder ist nach den neun Stunden Fahrt am Boden, so dass ich erst heute Morgen meine Erlebnisse schreibe.

Viele Grüße,

Christoph