das Vorletzte mal… (Italien 18)
Bologna (Teil 18 von 20)
Hallo Leute
Da ich in etwas mehr als zwei Wochen endgùltig zurùckkommen werde, ist das schon fast so was wie ein Abschiedsbrief fùr mein hassgeliebtes Italien. Wie immer sind mir mal wieder einige Details aufgefallen, die ich gerne mit Euch teilen will.
Die Monsunzeit hat in Bologna begonnen, es regnet mal wieder den ganzen Tag. Die Penner auf dem Piazza Verdi packen ihre Fùsse in Plastiktùten und haben schon ein kleines Matratzenlager unter den Portici aufgebaut. Da schlafen sie Tag ein, Tag aus mit ihren Hunden und warten mit Bierflaschen in der Hand sprichwòrtlich auf besseres Wetter. Mittlerweile erkenne ich die Fahrraddealer von weitem, die Drogendealer machen sich stàndig bemerkbar, ob man das will oder nicht. Mit Glucks- oder Schnalzlauten machen sie auf sich und ihre Dienstleistung aufmerksam.
Mir fàllt mal wieder diese Krasse Kòrperbetonung auf, die noch viel Stàrker in der Italienisch-Bologniesischen Kultur verankert ist. Bauchfrei ist auch im Winter Pflicht. Wollstrupfhosen und Mini sind auch keine Seltenheit.
Jeder versucht sich ins rechte Licht zu rùcken und greift dabei auf verschiedene Tricks zurùck. So steht die Gròsse des Ausschnitts proportional zur Anzahl der Pickel im Gesicht in Verbindung, der Gùrtel und besonders der oft mit Brillanten geschmùckte Gùrtelschnalle mòchte von allzu soliden Hùften ablenken. Die Schnalle kann dann schon sehr ùberladen wirken, besonders fùr einen Nordeuropàer wie mich 😉
Wer den kòrperlichen Idealen nicht entspricht, ist von den Modischen Zwàngen nahezu befreit. Das merkt man auch. Es gibt aber auch das andere Extrem. Punks. So ein modisches Mittelfeld ohne auffàllige Accessoires nehme ich kaum war, und wenn, dann sind es Erasmusstudenten. Es verteilt sich alles auf diese beiden Pole. Besonders bei der Jugend. Sind wir spiessiger oder haben wir weniger Mut? Das trifft fùr Mànner und Frauen gleichermassen zu, nur bei den Màdels fàllt es mir mehr auf.
Wenn ich dann nachts vom Zocken heimfahre, sehe ich am Stadtrand die Bordsteinschwalben. Diese haben dann regionale Schwerpunkte oder besser; Themenparks. Die farbigen Damen stehen an der Schnellstrasse von der Autobahn runter und wenn Mann dann Stadteinwàrts fàhrt kommen die Dienstleisterinnen aus Osteuropa. Spàter wird es sùdlicher, dann kann man die einheimischen VertreterInnen der àltesten Zunft der Welt antreffen.
Hier ist die Kòrperbetontheit Berufskleidung, aber bei -3 Grad in Strumpfhosen und Mini… tauschen will ich da echt nicht. Beim Zusehen ist mir auch aufgefallen, das hier stark verhandelt wird. Denn die anhaltenden Autos fahren meistens weiter. Als es noch wàrmer war, und ich mit dem Fahrrad gefahren bin, haben die Màdels mich immer mit „Vieni“ gerufen.
Italien, die Mutter des Papsttums und der Inbegriff der Mamma bzw. der Familie hat erschreckend geringen Nachwuchs. Allerdings weiss ich nicht wie das in Zusammenhang mit dem Kòrperkult steht. Eines weiss ich allerdings:
Tutti-Frutti kam aus Italien und es werden im Fernsehen keine Nippel oder andere Schamgrenzen ùberschritten. Dafùr (hab ich ja schonmal erzàhlt) gibt es (verhùllte) àrsche und Titten im ùberfluss zu sehen.
Der Italiener wohnt auch gerne bis er 30 wird bei Mamma. Das hat mit dem niedrigeren Lohnniveau und den hòheren Lebenserhaltungskosten gerade in den Metropolen zu tun.
Nutzt sich da was ab? Besonders die Allgegenwàrtigkeit von weiblichen Reizen, ob am Strassenrand oder im Fernsehen. In Deutschland vieles versteckter, manches aber offener. Geburtenraten, also die Fertilitàt, sind in D gleichermassen ein Problem.
Da fàllt mir zum Abschluss eine kleine Geschichte auf. In einem kleinen Dorf in Schwaben wurde der Autofrei Sonntag eingefùhrt. 9 Monate spàter stieg die Geburtenrate um 180 Prozent an… Eine Lòsung fùr D?
bis dann
Christoph