Bologna kommt! Und wie? (Italien 8)

Bologna (Teil 8 von 20)

Hallo Leute,

Heute will ich Euch etwas vom Bolgna-Prozess erzàhlen. Wie die meissten von Euch wissen, ist das die Einfùhrung des Bachelor- und Mastersystems in D und in der EU.

Da ich hier in Bologna bin, also quasi im „Herz der Finsternis“ (nach drei Tagen Dauerregen aus Kùbeln schùttend empfinde ich schon so), mòchte ich dem Leser ein mògliches Bild skizzieren, welches bald in D Alltag sein kònnte.

Ich kann nur fùr die Bereiche Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte sprechen, die sind nàmlich alle unter einem Dach.

Eine freie Auswahl, wie wir sie noch kennen lernen durften, gibt es hier nicht. Je nach Studiengang, gibt es ein klar strukturiertes Kurrikulum, dass jeder absolvieren muss. Die Studiengànge haben Namen wie Soziologie, Internationale Beziehungen, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit usw.

Details gibt es hier:

http://www.spbo.unibo.it/spbo/Didattica/Lauree+triennali/default.htm

Die einzigen Wahlmòglichkeiten bestehen darin, in welchem Jahr manche der einzelnen Kurse besucht werden. Diese sind Mehrstùndig die Woche und alles im Vorlesungsformat mit Klausur(en) am Ende. Die Abschlussarbeit des Bachelors umfasst 30 Seiten. Da wird so Mancher vor Lachen sich am Frùhstùck verschlucken, aber Vorsicht. Die mùssen sich hier echt den Arsch aufreissen.

Es gibt wahnsinnig viele Wochenstunden (bis zu sechs h die Woche pro

Seminar) und die Prùfungszeit ist in den Semesterferien, die sind dann auch futsch. Wer sich dann durch die Klausuren gequàlt und seine Abschlussarbeit in Hànden hàlt, der hat nur einen Bachelor. Und bekanntermaßen ist der nun mal nix wert.

Daher wollen natùrlich die Meisten den Master machen. Da liegt die Krux.

Die Plàtze sind nàmlich limitiert und sind sau teuer, und von den kleineren Unis kommen nochmal Interessenten dazu. Also von den 300 Bewerbern fùr den Master in diesem Jahr, wurden nur 200 genommen.

Stellt Euch mal vor, nach der Zwischnprùfung dùrft ihr nach Hause gehen, weil Ihr im schlechtesten Drittel wahrt…

Und wo 3 Jahre drauf stehen, da sind auch mal vier und mehr drin. Meine Mitbewohnerin macht ihren Master und kommt trotzdem ins sechste Jahr. Also die Idee mit 3+1 (Batch+MA) ist so Zuverlàssig wie unsere Regelstudienzeiten.

Was das System besser kann, ist der Massenunibetrieb. Alles ist klar strukturiert und Partikularinteressen kònnen beliebig ignoriert werden. Wer ein Seminar nicht packt, muss unter Umstànden, wegen der Kompakten Vorlesungszeiten, ein Jahr dranhàngen (das gilt zumindest hier). Ich glaube nicht, dass in D die Seminarideologie abgeschafft werden wird, genauso wenig wie die Hausarbeiten. Nur werden die Wahl- und Spezialisierungsmòglichkeiten im Vorfeld, also nicht wàhrend des Studiums bestimmt.

Der Regen hier hat auch etwas Gutes, es sind keine Motorrinos unterwegs und man sieht endlich die Gesichter der Menschen. Es ist nàmlich gerade in Italien Mode, Sonnenbrillen im Format einer Taucherbrille zu tragen. Nahezu das komplette Gesicht wird dadurch abgedeckt. Bei Manchen weiss ich auch warum… Insgesamt gibt es hier deutlich mehr Brillentràger als in Deutschland. Zumindest ist das mein Eindruck. Vielleicht tragen sie die Teile aber nur, um die grossen Dolce und Gabana glitzer-Plaketten herumzutragen, die auch schon die Taucherbrillen ganzheitlich auszufùllen wussten.

And now something completely different:

Spiel-Theorie bei Professor Lambertini. Gezeigt wird das logische Verhalten in Wahl Situationen, auch genannt das Nash-Equilibrium (der Mathematiker aus dem Film „Beautiful Mind“). Das Beispiel trifft voll auf die italienische Mentalitàt zu. Es geht um Steuerbetrug. Die Gewinn- und Nutzenkalkulation eines Steuerbetrùgers… Ich muss lachen, sage aber niemanden warum. Ich fùrchte um mein Leben. Das Ergebnis dieser Analyse: es gibt kein Optimum.

Das Risiko erwischt zu werden und die Motivation der Steuerfahnder neutralisieren sich. Aber nur wenn alle Spieler voll informiert sind…

Am Ende noch ein wenig Schleichwerbung, aber es lohnt sich!

Daniel hat nàmlich eine Idee fùr freie Stunden ausgetùftelt. Zum schmòkern und mitmachen!

www.themenladen.de

Hier postet er auch meine Beitràge zur Deutsch-Italienischen Vòlkerverstàndigung, und diese freuen sich jetzt schon auf eure Anregungen, Ergànzungen und natùrlich Kritik. Keine Scheu, jeder darf mitmachen.

„Heute ist nicht Alle Tage, ich komm wieder, keine Frage“ (Bugs Bunny 1969b: S.367f)