Bestàndiges Treiben (Italien 15)
Bologna (Teil 15 von 20)
Hallo Leute
Samstag in der Stadt, das ist wie Kino, nur kostenlos. Ich gehe durch die Stadt und sehe links und rechts der Strasse eine ganze Menge schwarzer Strassenhàndler, die dir Sachen andrehen wollen, die keiner haben will.
Besonders dass fast alle Handtaschen anbieten macht mich stutzig. Angebot und nachfrage… Wenn zwanzig Hàndler in ein- und derselben Strasse die allergleichen Waren anbieten, verkaufen die dann auch was? Nur einer bietet Afrikanische Masken und Holzgiraffen an. Dafùr steht er 50 Meter weiter und redet mit einem der Handtaschenverkàufer.
Bei den Schwarzen Strassenhàndlern gibt es zwei Sorten: Die Penetranten und die Stationàren. Die Stationàren kennt ihr schon, die Penetranten sind in zwei Unterkategorien zu trennen. Den charismatischen, und den wirklich penetranten. Die charismatischen kommen làchelnd auf einen zu und erklàren dir erstmal, dass du sein allerbester Freund bist und wir uns seit Jahren kennen. Dann zeigt er mir ein paar Socken oder anderen Ramsch wie Feuerzeuge oder Bùcher, alles eben. Preise gibt es kein, was du denn zahlen willst.
Irgendwie scheinen sie doch Gewinn zu machen.
Die wirklich Penetranten kònnen nur Franzòsische, was fast alle Italiener hassen (Franzòsisch natùrlich) und halten dir stumm die Waren hin und das in wirklich penetranter Beharrlichkeit.
In einer anderen Strasse stehen zwei Strassenmusiker. der eine steht wie Mambokurt hinter seinem Mofa, das mit zwei Boxen ausgestattet ist und spielt Mundhamonika. Dazu làuft „Girl from Ipanema (oder so)“ in der Instrumentalversion und er begleitet grauenhaft. Der andere spielt nur unwesentlich besser, allerdings mit seinem Saxophon. Die Begleitmusik kannte ich nicht.
Dann gibt es noch die Strassen Rumänen und andere Bettler. Einen finde ich besonders klasse, der betet nàmlich fùr jeden, der ihm etwas gibt. Das ist wie moderner Ablasshandel, nur ehrlicher. Er tut nàmlich etwas fùr sein Geld.
Andere knien den ganzen Tag und halten ihre Nase nahe der Verschissenen Gehsteige (was fùr mich schlimmer ist als das Knien… das ist aber im wahrsten Sinne des Wortes Geschmacksache). Dann gibt es noch die Pennerzeitungsverkàufer, die etwas privilegierter als die jàmmerlich aussehenden Rumänen sind. Sie kònnen nàmlich Italienisch.
Ich habe jetzt ein neues Rad. Es hat 18 Gànge und sieht echt gut aus. Im Moment mahle ich es um, damit es niemand wieder ekennen kann. Der Hehler war ein schmieriger italieneischer Mitdreissiger. Jogginghose und Jacke und garnichtmal blòd. Ich versuchte ihn runterzuhandeln, aber er wollte von seinen 20 Euro nicht runter. Das Rad ist aber echt klasse. Deswegen habe ich es dann doch gekauft. Ich war mit einem Freund da, er hatte aber nur ein Rad. Remi sagte, dass er um fùnf an der Via Marsalla sei, ob er das Schaffen kònnte. Ja kein Thema. Bis dahin finde ich eins.
Er erklàrte mir noch, welche Schlòsser nicht zu knacken seien, als ich ihm sagte, so ein Rad wùrde mir sofort geklaut werden. Die Alufelgen hatten auch Schnellspanner, da muss ich nàchste Woche das Rad schon tragen!half alles nichts. Ich schicke es glaube ich bald per Post nach Hause. Fùr Bologna ist mir das echt zu Schade.
Es regnet mal wieder. Das finde ich scheisse.
Christoph