Nagasaki und der Kongo (Italien 13)

Bologna (Teil 13 von 20)

Hallo Leute

Ich komme gerade aus dem Archoginasio. Das ist die alte Universitàt. Aber es ist nicht irgendeine, nein. Es ist die àlteste Uni des Okzidents. Heute ist es noch eine òffentliche Bibliothek und Ausstellungsraum. Doch lagern darin Schàtze… Bùcher die mehrere hundert Jahre alt sind in genauso alten Schrànken. Auf mehreren Etagen sind die Bùcher in Schrànken geordnet, die wie der Raum 5-6 Meter hoch sind. Es stehen Rolleitern mit Podest am Ende, so dass der Nutzer auch ungestòrt im dritten Stock nach Bùchern Ausschau halten kann.

Der Rundgang des Innenhof ist mit Fresken bemalt. Meist sind es Wappen und/oder Stammbàume. Da Bologna ein Knotenpunkt des Italienischen Zugverkehrs war, war der Zerstòrrungsgrad Bolognas recht hoch. Das Archoginasio hat es auch erwischt. Daher sind einige weisse Flàchen an den Decken zu sehen. Viel konnte rekonstruiert werden. Zum Beispiel das Anatomitheatro. Ein komplett mit Holz vertàfelter Raum in dessen Mitte ein Marmortisch steht. Hier wurden in der Vergangenheit Tiere und Menschen Seziert und auf den stufenweise angeordneten Banken konnten die ersten Medizinstudenten Europas das Innere des Menschen begutachten. Zwei nackte Menschenfiguren, die nicht mal ihre Haut tragen, also nur aus Muskeln und Knochen bestehen, tragen ein Holzpodium, das eine Statue des (vermutlich) Stifters tràgt.

Mittlerweile weiss ich auch mehr ùber die Kathedrale. Sie sollte unter dem damals in Bologna residierenden Papst zur gròssten Kathedrale der Welt werden. Als der Papst starb, ùbernam Rom wieder das Kommando und es war kein Geld mehr da. Deswegen gibt es keine Kirchenschiffe und keinen Kreuzgang. Da wo sie sein sollten, stehen sichtlich improvisierte Mauern, und deswegen ist die Kathedrale nur die 5. gròsste der Welt….

Die Portici sind auch nicht aus nàchstenliebe gebaut worden. (Portici sind die ùberdachten Gehwege) Es war eher so, dass der Wohnraum innerhalb der Stadtmauern immer enger wurde. Da die Renaissance in Italien durch Kriege der Stàdte untereinander gepràgt war, trieb dies viele Menschen in die Stadt hinein. Viele Hausbesitzer vergròsserten die Grundflàche ihrer Hàuser. Da es aber keinen Platz fùr Karren und Menschen gab, wurden die Portici als Kompromiss eingefùhrt, um Wohnraum zu schaffen und Platz fùr die Strasse zu lassen.

Seit heute ist die Fakultàt auch nicht mehr besetzt. Die Besetzer haben sich nach Rom abgesetzt, um dort gegen Bildungsvorhaben zu Protestieren. Ich muss mich wieder an das „morgens-Aufstehen“ gewòhnen.

Anfang der Woche war ein Workshop ùber die Probleme Afrikas in und mit der Vergangenheit, und natùrlich auch der Zukunft. „Je unsteter die Zukunft Afrikas ist, je heftiger wird die Vergangenheit diskutiert.“ Professoren halten Monologe, die sie an Texten orientieren, die sie selbst geschrieben haben. Weisse sind deutlich ùberrepresentiert. Nur ein Kongolesischer Historiker ist einer von acht hochausgezeichneten Professoren. Sein Beitrag ist mit Abstand der interessanteste, da er neue Blickwinkel eròffnet. Fùr ihn ist Ausschwitz, Nagasaki und der Kolonialismus in Afrika und anderen Regionen eine stringente Entwicklung des westlichen Menschen. Seine Argumentation ist so: Der Westen (der weisse Mensch) hat erstmals die Ideologie des Rassismus ausgelebt und ideologisch untermauert, indem er Schlachten gewinnt und mehr Wissen vorweisen kann. Dieser Rassismus àussert sich in Konzentrations- und Arbeitslager der Brieten in Indien und Afrika, Genoziden etc.. Der Schwarze ist nicht nur „nicht weiss“, er ist nicht mal ein Mensch. Die Rassenideologie Nazideutschlands ist der nàchste Schritt.

Hier wird der/das „andere“ systematisch vernichtet. Der zweimalige US-Amerikanische Atombombenabwurf ist ein symbolischer Akt gegen Deutschland. Er soll diesem die ùberlegenheit demonstrieren, dass die USA sogar das tòten besser kònne.

Alex (Freund von mir & Geschichtsstudent) hat mir mal ausfùhrlich die Ungerechtfertigkeit der Bombenabwùrfe erklàrt, und dass sich die USA in den spàteren Verhandlungen mit Japan eher diktatorisch als demokratisch verhalten haben. Natùrlich ist die These krass. Ich gebe sie erstmal nur wieder. Wer Interesse hat, ich hab seinen Text als Kopie. Gelesen hab ich ihn noch nicht.

Der Kongo wurde im ùbrigen von den Afrikanischen Staaten von Belgien am skrupellosesten geplùndert. Sogar nach deren unabhàngigkeit unterstùtzten sie in harmonischer Zusammenarbeit mit dem Entwicklungshilfeunternehmen CIA einen sympathischen Jungen Armeegeneral, sein Name war Mobutu, den demokratisch gewàhlten Premierminister Lumumba erst zu foltern und dann zu erschiessen. Seine Leiche ist bis heute nicht gefunden. Die Demokratische

(???) Republik Kongo hat einen Grossteil seines Landes unter fremder Besetzung der Armeen der Nachbarlànder, die dort fleissig Mineralien fòrdern und auf dem Weltmarkt verscheuern. Es hat sich nichts geàndert. Ein Belgischer Offizier hat 63 beim Abzug gesagt: Sollen die sich doch dir Kòpfe einschlagen. Er sollte Recht behalten. Nur woher haben sie die Waffen dafùr?

Das Geld? Wir (der Westen) schùtten Kerosin ins Feuer um es zu Lòschen…

Das war es auch schon wieder von mir

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Christoph